Montag, 18. Januar 2010

über die Eifersucht, Othello und hochgesinnte Herzen..


Dostojewskij, Die Brüder Karamasov, S. 611-613

Er gehörte eben zu jenen eifersüchtigen Männern, die sich sogleich, von der geliebten Frau getrennt, Gott weiß welche Greuel ausdenken, was sie anstellen und wie sie ihn dort irgendwo "betrügen" mochte, dann aber, kaum in ihrer Nähe, wenn auch erschüttert, niedergeschmettert und endgültig von ihrer Untreue überzeugt, beim ersten Blick in ihr Gesicht, in das lachende, fröhliche, zutrauliche Gesicht dieser Frau - sich augenblicklich wie neugeboren fühlen, augenblicklich jeglichen Verdacht von sich weisen und glücklich und beschämt sich selbst wegen ihrer Eifersucht schelten. Nachdem er sich von Gruschenka verabschiedet hatte, eilte er nach Hause. Oh, er hatte heute noch so viel vor! Aber es war ihm jedenfalls leichter ums Herz. "Ich muss mich so schnell wie möglich bei Smerdjakow erkundigen, ob nicht gestern abend etwas Besonderes vergefallen ist, ob es ihr nicht eingefallen ist, Fjodor Pawlowitsch zu besuchen, o Gott!" - fuhr es ihm durch den Kopf. So geschah es, daß die Eifersucht, noch bevor er seine Wohnung erreicht hatte, sich von neuem in seinem rastlosen Herzen regte.


Eifersucht! "Othello ist nicht eifersüchtig, er ist vertrauensselig", sagt Puschkin, und allein diese Bemerkung zeugt von der außerordentlichen Gedankentiefe unseres großen Dichters. Othellos Seele ist einfach zerschmettert, und seine gesamten Weltvorstellungen sind getrübt, weil sein Ideal untergegangen ist. Aber Othello kann nicht lauern, spionieren, spähen: Er ist vertrauensselig. Im Gegenteil, es kostet außerordentliche Mühe, in ihm einen Verdacht zu wecken, ihn darauf zu stoßen, ihn aufzustacheln, damit er an die Untreue auch nur denkt. Der wahre Eifersüchtige ist anders. Die eigenen Schändlichkeit und der eigene moralische Ruin, mit denen sich ein Eifersüchtiger ohne die leisesten Gewissensbisse abfindet, sind unvorstellbar. Und dies geschieht keineswegs ausschlißlich den trivialen und schmutzigen Seelen. Im Gegenteil, ein hochgesinntes Herz und eine reine, selbstlose Liebe arrangieren sich ohne weiters mit dem üblen Schmutz des Spionierens und Lauschens und sind fähig, unter Tische zu kriechen und gemeine Schurken zu bestechen. Othello hätte sich um keinen Preis mit der Unteue abgefunden - weniger, weil er sie nicht hätte verzeichen können - er hätte sich nicht damit abgefunden, wiewohl seine Seele ohne Arg und unschuldig wie die Seele eines kleinen Kindes war. Ganz anders der wahre Eifersüchtige: Es ist unvorstellbar, womit ein solcher Eifersüchtiger sich arrangieren, sich abfinden und was er gelegentlich auch verzeihen kann! Die Eifersüchtigen verzeihen eher als alle andren, und das wissen die Frauen. Der Eifersüchtige kann sehr bald verzeihen (und tut es auch, selbstverständlich erst nach einer fürchterlichen Szene), zum Beispiel einen fast bewiesenen Treuebruch, mit eigenen Augen gesehene Umarmungen und Küsse, wenn er nur zugleich sich auf irgendeine Weise überzeugen ließe, daß es "das letzte Mal" gewesen sei, daß sein Rivale auf der Stelle verschwinden, ans Ende der Welt reisen oder daß er selbst mit ihr irgendwohin in die Ferne, an einen Ort ziehen würde, wo der furchtbare Nebenbuhler niemals auftachen könnte. Selbstvetständlich, die Versöhnung dauert jeweils nicht ewig, denn selbst wenn der Rivale wirklich verschwände, müßte er, der Eifersüchtige, gelich am nächsten Tag einen neuen erfinden und auf diesen eifersüchtig sein. Man könnte fragen, was das für eine Liebe sei, der man nachspionieren und die man so angestrengt bewachen muß. Aber gerade dies können die wahren Eifersüchtigen niemals begreifen, wiewohl es unter ihnen gelegentlich hochgesinnte Menschen gibt. Ferner ist bemerkenswert, daß eben diese Hochgesinnten, die in einer elenden Kammer lauschen und spionieren, die Schändlichkeit ihrer selbstgewählten Situation in ihren "hochgesinnten Herzen" zwar einsehen, aber niemals unter Gewissensbissen leiden, jedenfalls nicht in diesem Augenlick. In Gruschenkas Gegenwart verflog Mitjas Eifersucht, und für einen Moment war er vertrauenvoll und edel, ja er verachtete sogar sich selbst und seine schlimmen Gefühle. Aber das bedeutet nur , daß in seiner Liebe zu dieser Frau etwas weit Höheres lebte, als er selbst annahm, nicht bloß das Begehren, nicht nur jene "Kurve", von der er vor Aljoscha geschwärmt hatte. Aber sobald er Gruschenka aus den Augen verlor, erwachte in Mitja sogleich der alte Argwohn, und er verdächtigte sie aller Gemeinheiten und Kabbalen. Irgendwelche Gewissensbisse verspürte er dabei nicht.
Die Eifersucht also brodelte in ihm von neuem. Auf jeden Fall mußte er sich beeilen. ...

6 Kommentare:

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